FAQ

Fragen, die mir oft gestellt werden.
Ludwig Wendt, Creative Director

Was machst Du als Creative Director?

Die Bezeichnung Creative Director wird mittlerweile inflationär benutzt – für mich bedeutet sie, daß ich als übergeordneter Verantwortlicher für Design bzw. gestalterisch-kreative Fragen eines Projekts bzw. Teams tätig bin und mein Fokus vorrangig konzeptionell ist. Je nach Kontext arbeite ich dann z.B. mit Designern zusammen, deren Arbeit ich briefe und überwache. Als CD bin ich verstärkt in inhaltliche und strategische Prozesse eingebunden, weniger operativ ins Design.

Und als Art Director?

Als Art Director bin ich für die gestalterischen Aspekte eines Projekts oder Teams verantwortlich. Bei einem Magazin bin ich als AD die Person, die alle Zutaten im Layout zusammenbringt und meist auch brieft: Fotografie, Illustration, Infografik, Retusche etc. Ich entwickle oder redesigne Layout-Formen und Styles, die redaktionelle Inhalte begeisternd visualisieren. Da ich in alle visuellen Aspekte eingebunden bin, ist diese Arbeit sehr spannend – Stilsicherheit, offene Augen und Ohren sowie konzeptionelles Denken sind gefragt.

Agentur oder One Man Show?

Ich arbeite meist allein, mit Projektteams aus erfahrenen Redakteuren, Designern, Fotografen, Illustratoren, Stylisten, Bildbearbeitern, Programmierern, UX… oder mit bestehenden Teams z.B. bei Verlagen, Agenturen oder Firmen. Ich fungiere als Creative Director, Art Director, Creative Consultant oder Coach. Mein Büro ist in Berlin, viele Projekte entstehen aber komplett “remote”. Ich liebe es jedoch, live mit Redaktionen und Art Departments zu arbeiten, das schafft eine starke Zusammengehörigkeit und ein starkes Produkt!

Schreibst Du auch Texte bzw. entwickelst Du redaktionelle Konzepte?

Ich habe ein gutes Gefühl für Headlines, Kurztexte und sinnvolle Leseebenen – was ich als Teilkompetenz eines guten Art Directors betrachte. Aber Redaktion und Content-Konzepte erarbeite ich mit Profis bei Verlagen, Agenturen oder entsprechenden Freelancern. Im Editorial Design ist man als Designer immer auch eine Art visueller Redakteur – man lernt bei jedem neuen Content hinzu und erweitert seinen Horizont, da man ständig visuelle Formen für redaktionelle Inhalte entwickelt. Da ich das Glück hatte, in redaktionell sehr starken Kontexten arbeiten zu können, habe ich zwangsläufig viel über Journalismus gelernt. Das hilft mir sehr bei der Erstellung von Social Media- und Pressetexten, die ich verstärkt für Kunden erstelle.

Was ist Dir beim Design wichtig?

Ich bin überzeugt, dass Klarheit, Durchgängigkeit und Reduktion auf das Wesentliche entscheidend für gutes Design sind. Das hat mit Minimalismus nur bedingt zu tun, denn auch Minimalismus kann opulent sein. Ich sehe meine Aufgabe darin, mit den besten Zutaten das passendste und geschmackvollste Design zu finden – das auch eine Zeit lang hält, ohne aus der Mode zu kommen.

Dein Traumprojekt?

Sehr gern würde ich mal ein sehr detailliertes Buch oder Magazin über improvisierte Musik machen, welches wirklich multimedial ist. Das Dilemma dabei: Print ist toll, aber mehr als QR-Codes oder Links zu Videos, Sounds etc. sind noch nicht wirklich drin. Das ganze als Website oder App ist schon besser, aber deren Layout-Möglichkeiten im Detail finde ich (noch) etwas unbefriedigend. Mal sehn, was sich da demnächst alles tut!

Wir brauchen eine Art “Harry Potter-Zeitung”, deren Bilder sich bewegen und sprechen, haha! Nein, ich denke, erst wenn wir wirklich contactless und screenless interaction haben, werden wir eine Form von “barrierefreiem” digitalem Medienkonsum haben – Bis es soweit ist, mache ich gern noch tolle Magazine und Bücher ;)

Arbeitest Du nur für Verlage, Firmen, Agenturen oder auch für Privatauftraggeber?

Beides! Verlage und Agenturen sind in der Regel eher typische Auftraggeber für Editorial Design mit entsprechender Infrastruktur, aber ebenso gern arbeite ich für Privatauftraggeber. Ich entscheide danach, ob die Aufgabe spannend ist – und die Auftraggeber sympathisch! Ein limitiertes Budget muss kein Hindernis für ein gutes Design sein. Und ein hohes Budget oder eine Riesenagentur sind noch kein Garant für gutes Design. Ich habe schon aufwändige Bücher ohne Verlag mit einem Team von nur drei, vier Leuten gemacht.

Oft entstehen in kleinen Teams die nettesten Kundenbeziehungen. Am schönsten sind natürlich Kunden, die zu Weggefährten werden, mit denen man längerfristig an etwas arbeiten kann. Bei Magazinen z.B. braucht es schon wegen der immer schwieriger werdenden Anzeigen-Situation Chefredakteure, die wirklich für Qualitäts-Inhalte brennen – da bin ich als Mitstreiter gern dabei!

Warum unterrichtest Du Design?

Es macht mir Spass! Ich sehe oft, daß es jungen Designern an Fähigkeiten im Editorial Design fehlt, die sie dann “on the job” in sehr kurzer Zeit erlernen müssen. Als Teamleader muss ich dadurch oft jüngere Designer zügig auf ein höheres Level bringen und z.B. Design-Prinzipien schnell und effektiv erklären. Ich bekam zudem kontinuierlich gutes Feedback auf Unterrichtssituationen – und auf unzählige Briefings für Fotografen, Illustratoren oder Stylisten.

Es brauchte aber noch etwas Zeit, bis ich merkte, dass mir das Unterrichten von Design ähnlich viel Freude bereitet wie das eigentliche Gestalten! Da heute junge Designer immer komplexere Aufgaben bekommen, halte ich es für umso wichtiger, sie im Studium praxisorientiert fit zu machen. Über Anfragen freue ich mich sehr, ich möchte meine Unterrichtstätigkeit definitiv ausbauen!

Wo und wie unterrichtest Du?

Ich unterrichte bisher vor allem als Gastdozent an Design-Universitäten wie z.B. der UE Hamburg oder amd Berlin. Dort habe ich bereits Vorträge und Praxiskurse zum Thema Editorial Design gehalten. Ich bin aber auch sehr interessiert an einer längerfristigen Lehrtätigkeit im Bereich Design. Bei der Strukturierung der Lehrinhalte bin ich flexibel: Vom Vortrag über Workshop oder Masterclass bis hin zur kompletten Semesterbetreuung ist alles möglich, soweit es mein Zeitplan zulässt.

Hast Du Praktikanten?

Für mich ist es effektiver, mit tollen, erfahrenen Freelancern verschiedener Disziplinen zusammenzuarbeiten, als Praktikanten zu beschäftigen, die für mich viel Betreuungsaufwand bedeuten. Aber ich mache sehr gern Coachings für junge Designer und unterrichte gern, wenn sich die Gelegenheit bietet!

Wen suchst Du zur Zeit?

Ich bin immer interessiert an tollen Illustratoren, Fotografen, Bildredakteuren, Bildbearbeitern, Web Developern, UX Designern, Redakteuren auf Freelance-Basis. Ich freue mich sehr, wenn ich frühzeitig in Content- und Design-Projekte einbezogen werde. Ich würde ich mich ausserdem über eine Agentur, die mich als Creative Director vertritt, freuen – das ist in Deutschland bisher noch überraschend unüblich, obwohl Fotografen, Illustratoren oder Schauspieler hierzulande schon lange so agieren.

Mit wem würdest Du gern arbeiten?

Mit Profis jeder Art, die für Ihre Arbeit brennen! Ich bin auch auf der Suche nach redaktionellen Partnern, die an der langfristigen Entwicklung von Magazinen und Büchern interessiert sind.

Für wen arbeitest Du am liebsten?

Für jeden, der für eine gute Sache brennt – und eine Haltung hat. Aktuell würde ich sehr gern mehr unterrichten, ich freue mich auf Anfragen von Unis oder Schulen.

Und was ist mit Musik?

Ja, Musik ist meine große Leidenschaft und Hauptinspiration! Ich bin Bassist und liebe Jazz, Fusion und Funk. Dazu so bald wie möglich mehr hier auf dieser Website, bitte noch ein wenig Geduld!

Arbeitest Du nur für Printmedien?

Als Designer liebe ich die Gestaltungsmöglichkeiten von Print – ein tolles Magazinlayout begeistert mich inhaltlich wie ästhetisch. Das ist wie Architektur, alle Elemente stehen zueinander im Verhältnis. Ich mache aber auch Creative Direction für Websites, Online-Magazine, Magazin-Apps etc. Gutes Branding oder Corporate Design findet ja längst crossmedial statt. Dabei fasziniert mich vor allem der granulare Aspekt von Design und Designelementen, welches quasi formatlos auf allen Medien funktionieren muss. Leider habe ich zur Zeit den Eindruck, dass dieses hyperflexible Design kaum Feinheiten zulässt und dadurch manchmal recht grob wirkt, online ist die Nutzung jedoch ganz anders.

Print hat nach wie vor einen hohen Glaubwürdigkeits- und Relevanz-Bonus, der online nicht so einfach herzustellen ist. Das halte ich für wichtiger als die physische Objekthaftigkeit von Büchern oder Magazinen, die von manchen Designern als DAS Argument für Print oft so hochgehalten wird. Was gedruckt und gebunden ist, hat Gewicht – das ist kulturell gelernt. Ich liebe auch das Druckhandwerk und alle Aspekte von Litho. Aber wenn die Inhalte schlecht sind, hilft auch Design nicht viel! Was bringt mir ein edel produziertes Buch oder Magazin, dessen Inhalt nichts taugt? Ich möchte nicht ketzerisch wirken, aber so manches Buch lege ich nach Sekunden wieder weg, wenn mich der Inhalt nicht anspricht.

Machst Du auch Kommunikationsdesign?

Logos, Plakate, Broschüren, Annual Reports, LP & CD Covers (Gibt’s die noch?) Corporate Design/Identity – gern! Da ich vor allem für Magazine und Bücher bekannt bin, werde ich auch meist dafür angefragt. Ich bin jedoch klassisch-breitbandig ausgebildeter Kommunikationsdesigner. Vorbilder waren für mich immer schon Universal-Designer, die Genre-übergreifend gearbeitet haben. Und auch Regisseure, Musiker oder Architekten. Nicht in erster Linie Grafikdesigner, die Grafikdesign-Szene empfinde ich manchmal als recht eng und auf sich selbst fokussiert.

Was genau ist Editorial Design?

Design für publizierende Medien wie Magazine, Bücher, Zeitungen. Mal journalistisch motiviert, mal eher werblich. Mal auf Papier, mal im Web oder als App. Ein Editorial Designer oder Art Director bringt im Layout alle Bausteine einer Publikation zusammen: Bilder, Texte, Illustrationen, Infografiken etc. Und das alles in möglichst logischer, leserfreundlicher und visuell begeisternder Art und Weise!

Sind Magazine überhaupt noch relevant?

Wenn deren Inhalt relevant ist und das Design diesen bestechend befördert: Ja! Gilt ja für alle Medien. Magazine erfüllen eine veränderte Funktion als noch vor ein paar Jahren: Durch den digitalen Medienmix, der vor allem schnelle Info perfekt kommuniziert, können sich Magazine auf andere Arten von Content konzentrieren. Ich sehe das als neue Chance, Qualitätsinhalte fokussiert und selektiv auf den Punkt zu bringen. Wenn sich Print-Verlage heute immer noch über die digitale Konkurrenz beklagen, sollten sie sich vielleicht Gedanken über Qualität und Originalität ihres Print-Contents machen…

Was umtreibt Dich zur Zeit?

Neben meinen Design-Projekten? Der Zustand des schulischen Bildungssystems in Deutschland ist beängstigend und macht mich wirklich betroffen. Unsere Kinder, die ein weitgehend digitales Berufsleben führen werden, werden immer noch mit einem überfrachteten, veralteten Lehrplan gequält und lernen aus veralteten Büchern wenig bis gar nichts über den Umgang mit Geld, Steuern, Selbständigkeit, Unternehmertum – oder eigenverantwortlichem Lernen. Kompetenzen, die sie zu selbstbestimmten Menschen machen.

Es stehen weder flächendeckend digitale Endgeräte, Arbeitsmaterialien noch professionelle IT-Lösungen für Schulen zur Verfügung. Stattdessen sitzen die Kinder z.B. in Berlin in Gebäuden, die seit Wendezeiten nicht mehr renoviert wurden, wo die Toilettenbecken von den Wänden fallen und die Lehrer noch Overhead-Projektoren benutzen – falls sie nicht bereits frustriert die Flucht aus diesem eigentlich so wichtigen Beruf ergriffen haben. Das ist beschämend.

Was ich sagen will: Gern würde ich helfen, all dies positiv zu verändern. Wenn wir in Deutschland Milliarden für marodes Militär, Rettung von Banken, Großunternehmen oder die Bewaffnung anderer Länder ausgeben können, warum nicht für die Bildung unserer Kinder? Ich freue mich auf Kollaborationen zu diesem wichtigen Thema!